Der Weg führte oft durch ein Labyrinth

Abiturjahrgang des Beruflichen Gymnasiums feierlich verabschiedet

Ein etwas ungewöhnliches Bild empfing an diesem Freitagvormittag die Besucher der Steinauer Reinhardskirche: Den Altarraum schmückten nebst einem Gummiboot und Zubehör kleine Papierschiffe in allen möglichen Farben. Auch dass sich beim evangelischen Schulpfarrer Stephan Gleim zum Talar Flip-Flops gesellten, überraschte manch einen.

„Fahrt unter Gottes Segen” war das Motto des diesjährigen ökumenischen Gottesdienstes für die Absolventinnen und Absolventen des Beruflichen Gymnasiums der Kinzig-Schule, angelehnt an die unvergessliche Abschlussfahrt einiger Kurse nach Norddeutschland. Vorbereitet und gestaltet wurde der Gottesdienst von Abiturientinnen und Abiturienten zusammen mit dem katholischen Religionslehrer Stefan Lengsfeld und dem Schulpfarrer Stephan Gleim – das Motiv der Fahrt in neue Häfen prägte dabei den gesamten Gottesdienst. Jahrgangsstufensprecherin Nele Weber, die die Predigt hielt, betonte, dass die Absolventinnen und Absolventen nun wie im Roman „Der Club der toten Dichter” zu „eigenen Kapitänen werden und in der Zukunft den Kurs vorgeben sollen”. Im Rahmen des Gottesdienstes wurden besonders überzeugende Abiturleistungen im Fach Religion gewürdigt: Im Namen der Evangelischen Kirche Kurhessen-Waldeck überreichten Pfarrerin und Dr. Heike Bausch und im Auftrag des katholischen Bistums Fulda Religionslehrer Stefan Lengsfeld Urkunden und Präsente.

Die Fahrt gestaltet sich nicht immer geradelinig – das rief der Schulleiter der Kinzig-Schule, Oberstudiendirektor Karsten Günder, zu Beginn der Matinée, die im Anschluss an den ökumenischen Gottesdienst im Garten des Ehemaligen Landratsamtes stattfand, in Erinnerung. Er sprach in seiner Festrede von einem Labyrinth, in dem sich die Absolventinnen und Absolventen zurechtfinden mussten, gerade in Zeiten von Corona und Krieg. „Sich im Irrgarten zurechtzufinden, ist eine Kunst”, so Karsten Günder und nahm Bezug auf das Geschenk der Prinzessin Ariadne an Theseus aus der griechischen Mythologie – mit Hilfe dieses Ariadnefadens sei es den Absolventinnen und Absolventen gelungen, den Weg durch das Labyrinth nicht nur zu ebnen, sondern die Herausforderungen „bravourös zu meistern, dank den vielen Helfern, die zur Seite standen”.

Rund 100 Abiturientinnen und Abiturienten, eine „schöne, runde Zahl”, wie Schulleiter Günder betonte, versammelten sich an diesem Tag im Garten der Außenstelle der Kinzig-Schule, um gemeinsam den zweitbesten Abiturschnitt in der Geschichte der 1993 gegründeten Abteilung zu feiern: 2,21. Neben den hundert stolzen Besitzerinnen und Besitzern der Allgemeinen Hochschulreife verabschiedeten sich drei Kinzig-Schüler mit der Fachhochschulreife.

Die Abteilungsleiterin des Beruflichen Gymnasiums, Studiendirektorin Bettina Fest, sagte in ihrer Ansprache eingangs, dass sie nach Möglichkeit das Wort mit dem Anfangsbuchstaben C vermeiden wolle. Sie sprach von einer „Zeit, die wenig Anlass für Optimismus verbreitet”, dennoch könne man mit Hilfe „positiver Energie“ voller Kraft und Optimismus bleiben und durch eine positive Haltung vieles erreichen. Auch sie dankte den zahlreichen „Helfern”, die die Abiturientinnen und Abiturienten auf ihrem Weg begleitet hätten.

 

Einen ganz persönlichen Rückblick wagten im Anschluss die Tutorinnen und Tutoren Bettina Fest (Englisch), Denise Ludwig (Deutsch), Julia Mathes (Deutsch), Marian Brys (Deutsch), Ben Elm (Englisch), Oliver Mai und Heiko Schmidt (beide Mathematik). In ihren Ansprachen nahmen sie zum Teil auf witzige Art Bezug auf die Anforderungen in ihren Fachbereichen, aber betonten dabei die Bedeutung der persönlichen Kontakte in den vergangenen zwei Schuljahren.

Die feierliche Matinée wurde durch die Bestenehrung und ein Grußwort der Jahrgangsstufensprecherin Nele Weber abgerundet. Zu den Jahrgangsbesten zählten in diesem Jahr Sarah Orth (1,1), Ben Blum (1,1), Rike Pahlke (1,0), Nele Weber (1,0) und Emelie Dehmer (1,0), die 874 von 900 möglichen Punkten erlangte. Eine der Jahrgangsbesten, Nele Weber, wagte einen Rück- und gleichzeitig Ausblick und betonte in ihrer Rede,, wie wichtig es sei den eigenen Pfad ohne Fußspuren zu finden und diesen „zu unserem zu machen”. Denn es komme darauf an den Tag zu nutzen, nach Horaz „carpe diem”, und „etwas Außergewöhnliches aus eurem Leben” zu machen. Dafür habe die Kinzig-Schule die Grundlagen gelegt und womöglich habe dabei die/der eine oder andere Abiturient/in ihren/seinen John Keating unter den eigenen Lehrerinnen und Lehrern gefunden.

Von Oberstudienrat Richard Guth